Die Deutsche José Carreras Leukämie-Stiftung (DJCLS) und die Gesellschaft für Pädiatrische Onkologie und Hämatologie (GPOH) gaben kürzlich bekannt, dass sie Denis Pinkle, Doktorand an der Medizinischen Fakultät der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU), mit dem José Carreras-GPOH-Promotionsstipendium auszeichnen. Pinkle absolviert seine Promotion in der Leukämieforschung zu gleichen Teilen an der Klinik für Kinder und Jugendmedizin, Leitung Professor Gunnar Cario, und der Klinik für Innere Medizin II, Hämatologie und Onkologie, Leitung Professorin Claudia Baldus, am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH), Campus Kiel.
Das renommierte Stipendium wird seit 2016 vergeben und ist mit 12.000 Euro dotiert. DJCLS und GPOH wollen damit junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in der Leukämieforschung fördern und die Entwicklung neuer Therapien gegen Leukämie und andere Blut- und Knochenmarkserkrankungen vorantreiben. Denis Pinkle wird das Stipendium nutzen, um seine Dissertation zur Rolle des Botenstoffs Interleukin-7 (IL-7) bei der Entstehung von Resistenzen gegenüber Therapien zur Behandlung der akuten lymphoblastischen Leukämie (ALL) anzufertigen. Betreut wird er dabei von Dr. Lennart Lenk, Co-Leitung der Arbeitsgruppe Translationale ALL-Forschung an der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin I, und Dr. Dennis Das Gupta, Clinician Scientist an der Klinik für Innere Medizin II, Hämatologie und Onkologie. Beide sind Wissenschaftler in der DFG-geförderten klinischen Forschungsgruppe CATCH-ALL, die neue Therapiestrategien für Kinder und Erwachsene mit ALL erforscht.
„Herzliche Glückwunsche an Denis Pinkle zu dieser besonderen Auszeichnung! Dass sich unser Doktorand in dem kompetitiven Auswahlverfahren durchsetzen konnte, spricht für die besondere Qualität seiner Arbeit und bestätigt unseren vielversprechenden Forschungsansatz - darauf sind wir stolz“, betont Kiel Oncology Network-Mitglied Lenk, unter dessen Anleitung Pinkle sein Promotionsprojekt durchführt.
„Das nun geförderte Promotionsvorhaben steht exemplarisch für die gute interdisziplinäre Zusammenarbeit der onkologisch ausgerichteten Kliniken am UKSH in Kiel. Die Vergabe des José Carreras-GPOH-Promotionsstipendiums an Denis Pinkle bestätigt damit den Wert der Zusammenarbeit über die Grenzen der Altersgruppen und Fachgebiete hinweg“, ergänzt Co-Betreuer Das Gupta.
Behandlungsresistenzen bei ALL gehen möglicherweise auf Botenstoff IL-7 zurück
Pinkle arbeitet an seiner Promotion im Rahmen des Kiel Oncology Networks (KON) und des Universitären Cancer Centers Schleswig-Holstein (UCCSH) in der Arbeitsgruppe Translationale ALL-Forschung. Dort wird die ALL erforscht, eine aggressive Form von Blutkrebs, die vor allem Kinder betrifft. Im Mittelpunkt der Forschung stehen insbesondere Komplikationen der ALL, etwa der Leukämie-Befall des zentralen Nervensystems, sowie die Entstehung von Behandlungsresistenzen bei verschiedenen Therapieformen. Eine solche Resistenz kann zum Beispiel entstehen, wenn Krebszellen gegenüber sogenannten Tyrosinkinase-Inhibitoren (TKI) unempfindlich werden, die die unkontrollierte Teilung von bösartig entarteten Vorläuferzellen bestimmter weißer Blutkörperchen als Ursache der ALL hemmen sollen.
Die Therapie mit TKI setzt bei einem bestimmten krankhaft veränderten Eiweiß, dem BCR::ABL, in den Blutzellen der Betroffenen an: Wird es unterdrückt, kann die Vermehrung von Krebszellen in vielen Fällen gestoppt werden. „Möglicherweise kann diese Behandlung bei einigen Betroffenen jedoch auch dazu führen, dass Krebszellen auf einen alternativen Mechanismus umschalten, um zu überleben. Anstelle von BCR::ABL können sie die Zellteilung in Nischen, die ihnen den Botenstoff IL-7 zur Verfügung stellen, aufrecht erhalten“, erklärt Das Gupta. IL-7 ist ein Signalprotein, das physiologisch in Organen wie dem Knochenmark vorkommt und notwendig ist für die Entwicklung von Immunzellen. „Wir vermuten, dass die Krebszellen in IL-7-Nischen Schutz finden, indem sie sich an bestimmte sogenannte Stützzellen im Knochenmark oder in den Hirnhäuten heften, die IL-7 produzieren. So könnten sie kurzfristig unabhängig von BCR::ABL werden und die Wirkung von TKI umgehen“, so Lenk.
Eingriffe in den IL-7-Signalweg sollen ALL-Therapien in Zukunft wirksamer machen
Pinkles Promotionsprojekt setzt hier an und wird diese sogenannten IL-7-Nischen genauer untersuchen: „Wie finden und nutzen die Krebszellen diese Schutzräume? Und wie hilft IL-7 den Zellen, zu überleben? Antworten auf diese Fragen werden dazu beitragen, Strategien zu entwickeln, die eine Bindung der Krebszellen an diese Nischen verhindern können“, erklärt Doktorand Pinkle seinen Forschungsansatz. Die Arbeitsgruppe Translationale ALL-Forschung kooperiert bei der Entwicklung dieser und anderer gegen den IL-7-Signalweg gerichteten Therapien eng mit Professor Denis Schewe von der Technischen Universität Dresden. Ihr gemeinsames Ziel ist es, eine schnelle Überführung ihrer Erkenntnisse in die klinische Anwendung zu erreichen. Insgesamt, so hoffen die Leukämie-Forschenden, könnten im Rahmen der aktuellen Forschung Ansätze entstehen, um die Behandlung mit Tyrosinkinase-Inhibitoren für mehr Patientinnen und Patienten wirksam zu machen. Somit soll schweren Erkrankungsverläufen bei Kindern und Erwachsene wirksam vorgebeugt werden.
Pressetext: CAU
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Die Deutsche José Carreras Leukämie-Stiftung (DJCLS) und die Gesellschaft für Pädiatrische Onkologie und Hämatologie (GPOH) zeichnen Denis Pinkle, hier mit Dr. Lennart Lenk (Mitte) und Dr. Dennis Das Gupta (links), mit dem José Carreras-GPOH-Promotionsstipendium aus.
© Melissa Cornils/CAU
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AG Translationale ALL-Forschung, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin I,
Dr. Lennart Lenk, Tel.: 0431 500-20224, Lennart.Lenk@uksh.de
AG Funktionale Genomik akuter Leukämien, Innere Medizin II,
Dr. Dennis Das Gupta, Tel.: 0431 500-22501, dennis.dasgupta@uksh.de
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