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Diagnostik

Info zu Häufigkeit, Auftreten und Symptomen

Mit der Diagnosestellung „Darmkrebs“ stürzen anfangs auf alle betroffenen Patienten eine Vielzahl von Fragen ein: „Wo kann ich mich behandeln lassen?“ „Welches ist die beste Behandlung?“ „Wie sieht die richtige Therapie aus?“. Dieses sind nur einige der Fragen mit denen sich die Patienten nach Diagnosestellung konfrontiert sehen.

Daher ist es wichtig, dass eine Erkrankung wie der Darmkrebs in einem Darmkrebszentrum behandelt wird. Denn nur dort ist sichergestellt, dass alle Phasen der Diagnostik und Therapie auf höchstem und standardisiertem Niveau ablaufen. Durch die interdisziplinäre Zusammenarbeit aller Partner des Darmkrebszentrums erreichen wir eine optimale Versorgung der betroffenen Patienten in jeder Phase der Erkrankung.

Im Folgenden möchten wir die unterschiedlichen Säulen in der Behandlung des Darmkrebs vorstellen:

Darmkrebs - Häufigkeit

In Deutschland erkranken jährlich ca. 73.000 Menschen neu an einem bösartigen Tumor im Dickdarm. In der Liste der Häufigkeit von Tumorarten und in der Statistik der Krebstodesursachen steht der Darmkrebs damit auf Platz zwei. Das Durchschnittsalter der Betroffenen liegt gegenwärtig bei ca. 69 Jahren bei Männern und 75 Jahren bei Frauen (Angaben des Robert-Koch-Instituts in Berlin). Das Erkrankungsalter beim Darmkrebs liegt damit deutlich über dem mittleren Erkrankungsalter der meisten anderen bösartigen Tumorformen.

In selteneren Fällen können Darmkrebserkrankungen jedoch auch schon beim jungen Menschen auftreten. Meist liegen dann besondere Vererbungs- oder Risikokonstellationen, sogenannter familiärer Darmkrebs (Link familiärer Darmkrebs), vor.

Unter dem Oberbegriff Darmkrebs (Kolonkarzinom) werden Krebserkrankungen des Dickdarms (Kolon), des Enddarms (Mastdarm/Rektum) und des Darmausgangs (Anus) zusammengefasst. Man bezeichnet sie auch als "kolorektale" Karzinome. Er kann sich in allen Abschnitten des Darmes entwickeln. Die Statistik zeigt allerdings, dass die meisten kolorektalen Karzinome in den letzten 30 bis 40 Zentimetern entstehen. Dagegen ist der Krebs im Dünndarm selten, ebenso wie die Krebserkrankung der Afterregion (Analkarzinom).

Die Zahl der Neuerkrankungen an Darmkrebs wächst zwar, die Sterberaten aber sinken bei beiden Geschlechtern stetig. Das Risiko, erneut an Darmkrebs zu erkranken, sinkt mit den Jahren, sodass die Tumornachsorge in der Regel nach 5 Jahren beendet und der Patient als geheilt eingestuft werden kann.

Die Heilungschancen sind stark vom jeweiligen Stadium der Erkrankung abhängig: Wird die Krankheit im ersten Stadium erkannt, liegt die Wahrscheinlichkeit bei über 90 Prozent, wieder gesund zu werden.

Darmkrebs - spezielle Risikofaktoren

Die Ursachen für die Entstehung von Darmkrebs sind bisher nicht eindeutig geklärt. Man kennt jedoch bestimmte Faktoren, die das Risiko an Darmkrebs zu erkranken, erhöhen.

Höheres Lebensalter
Wie auch bei vielen anderen Krebsarten nimmt die Häufigkeit von Darmkrebs mit dem Alter zu. Mit zunehmendem Alter wird unser Organismus anfälliger für genetische Zelldefekte, die von den körpereigenen Reparatursystemen nicht mehr ohne weiteres behoben werden und sich als Krebstumor bösartig vermehren können. Aus diesem Grund sollte jeder ab dem 50. Lebensjahr an den Programmen zur Darmkrebs-früherkennung teilnehmen.

Familiäre Belastung
Sind in der Familie Fälle von Darmkrebs oder Darmpolypen bekannt, besteht ein erhöhtes Risiko an Darmkrebs zu erkranken, insbesondere wenn die Betroffenen bei Krankheitsbeginn jünger als 45 Jahre alt gewesen sind. Die Veranlagung zu dieser Krebsart kann vererbt werden. Informieren Sie sich deshalb frühzeitig und nehmen Sie in diesem Fall schon in jungen Jahren an der Darmkrebsvorsorge teil.
Weitere Informationen: Familiärer Krebs | Früherkennung und Vorsorge 

Chronisch entzündliche Darmerkrankungen
Ein andauernder Entzündungsprozess der Dickdarmschleimhaut kann zu bösartigen Zellveränderungen an der Darmschleimhaut führen. Besonders gefährdet sind Patienten mit Colitis ulcerosa. Bei Morbus Crohn besteht ebenfalls ein leicht erhöhtes Risiko.

Lebensweise
Eine wichtige Rolle scheinen nicht zuletzt auch die Ernährung und andere Lebensgewohnheiten zu spielen. Falsche Ernährung, wie z. B. zuviel rotes Fleisch, fette und kohlehydratreiche Speisen, zuwenig Ballaststoffe, Schadstoffe in der Nahrung sowie Bewegungsmangel, Übergewicht, Rauchen und hoher Alkoholkonsum führen zu einem erhöhten Risiko, an Darmkrebs zu erkranken.

Darmkrebs - Symptome

Der Darmkrebs entwickelt sich in den meisten Fällen unbemerkt. Die Beschwerden, mit denen er sich bemerkbar macht, sind im frühen Stadium sehr unspezifisch. Durch Mutationen in den Zellen der Darmschleimhaut entstehen Polypen, die zunächst immer gutartig sind. Viele dieser gutartigen Wucherungen entarten im Laufe von sechs bis zehn Jahren zu bösartigen Tumoren. Meist spürt man zunächst nichts davon. Mit zunehmender Größe sendet der Körper jedoch einige Warnzeichen, die auf den Tumor hinweisen können. Wird der Tumor nicht rechtzeitig erkannt, werden die entarteten Krebszellen über die Lymphe und das Blut verbreitet und bilden Tochtergeschwülste, so genannte Metastasen, in anderen Organen, z.B. in der Leber.

Eine Vorstellung beim Hausarzt oder Gastroenterologen ist daher bei folgenden Beschwerden dringend indiziert:

Veränderte Stuhlgewohnheiten
Plötzlicher Durchfall oder Verstopfung (oder wechseln beide), Entleeren von auffallend übel riechendem Stuhl, laute Darmgeräusche, Rumoren, starke und anhaltende Blähungen

Krampfartige Bauchschmerzen
Auch wiederholt einsetzender zwingender Stuhldrang, häufig ohne anschließende Stuhlentleerung

Blässe und Blutarmut
Hinweise auf Sickerblutungen (für Karzinome typisch) Möglicherweise blutet der Darm seit längerem unbemerkt

Gewichtsverlust und Kräfteverfall
Ein wachsender Tumor verbraucht sehr viel Energie, was eine drastische Abmagerung zur Folge haben kann.

Blutbeimengungen im Stuhl
Nicht immer muss die Ursache dieser „Alarmsymptome“ eine bösartige Erkrankung im Dickdarm sein, eine Diagnostik ist jedoch in jedem Fall dringend angeraten. Bei frühzeitiger Abklärung besteht die Chance, dass ein entstehender Krebs rechtzeitig erkannt und geheilt werden kann, bevor er sich ausbreitet und lebensbedrohlich wird. Werden die Warnzeichen bei Darmkrebs rechtzeitig beachtet, können heute bis zu 85% der Betroffenen geheilt werden.

Weitere Informationen: Diagnostik | Therapie 

Familiärer Darmkrebs

Fünf von hundert deutschen Bürgern erkranken an Darmkrebs. Etwa 20 Prozent der Betroffenen haben eine positive Familienanamnese, das bedeutet in der engeren Verwandtschaft sind bereits Darmkrebsfälle aufgetreten. Bei diesem so genannten familiären Darmkrebs verdoppelt sich das Erkrankungsrisiko für Verwandte ersten Grades (Geschwister, Kinder, Eltern) auf bis zu zehn Prozent.

Ungefähr fünf Prozent aller Betroffenen haben eine erbliche Form des Darmkrebs, das autosomal dominant vererbte "hereditäre nichtpolypöse kolorektale Karzinom" (HNPCC). Bei diesen Patienten steigt das Risiko, an Darmkrebs zu erkranken, auf 80 Prozent. Während Darmkrebs im Allgemeinen eine Krankheit alter Menschen ist, erkranken diese Patienten oft schon in jungen Jahren. Das Durchschnittsalter liegt um die 40 Jahre. Außerdem treten bei Betroffenen auch gehäuft Tumoren außerhalb des Darms wie etwa Unterleibs-, Eierstock- und Magenkrebs auf. Daher ist bei diesen Patienten eine engmaschige Vorsorge, die nicht nur auf den Darm beschränkt ist erforderlich.

Das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel, bietet für betroffene Patienten und Familienangehörige eine genetische Beratung an. Mit dem beiliegenden Fragebogen ist es Ihnen möglich, Ihr persönliches Risiko für eine familiäre Darmkrebsbelastung zu untersuchen. Dieser Test ersetzt selbstverständlich keine weitere ärztliche Untersuchung und genetische Beurteilung.

Früherkennung

Bei auftretenden Symptomen handelt es sich meist um erste Beschwerden, die eine Patientin oder Patient mit einem Darmtumor hat, der dabei durchaus schon einige Zentimeter groß sein kann. Das zeigt wie wichtig Früherkennungsmaßnahmen sind. Weil Darmkrebs so häufig auftritt und weil er vollständig heilbar ist, wenn er frühzeitig erkannt und behandelt wird, existiert in Deutschland seit 2002 ein mit den Krankenkassen abgestimmtes und für die Betroffenen kostenloses Programm zur Früherkennung von Darmkrebs.

Das Vorsorgeprogramm gegen Darmkrebs richtet sich nach dem individuellen Darmkrebsrisiko der Menschen. Man unterscheidet hierbei zwischen den Menschen mit einem erhöhten Risiko - z.B. eine familiäre Vorbelastung - und denen ohne erhöhtes Darmkrebsrisiko. Bei erhöhtem Darmkrebsrisiko müssen Vorsorgeuntersuchungen schon im jüngeren Lebensalter begonnen werden.

Folgende Maßnahmen können die Entstehung von Tumoren zwar nicht immer verhindern, sie erhöhen aber die Chance, dass ein Karzinom im Frühstadium entdeckt und mit guten Heilungschancen behandelt werden kann. Die Fünfjahresüberlebensrate beträgt im Frühstadium 95%, im Spätstadium dagegen nur 2-25%. Diese Fakten legen nahe, dass eine Früherkennung Leben retten kann.

Digital-rektale Untersuchung

Etwa ein Drittel aller Tumoren lässt sich ohne großen technischen Aufwand, nur durch das "Fingerspitzengefühl" des Arztes aufspüren. Mit dem Zeigefinger wird durch den After die erreichbare Wand des Mastdarmes auf ungewöhnliche Erhebungen oder Wucherungen der Schleimhaut abgetastet.  Diese Untersuchungsmethode ist sehr einfach und sollte bei Verdacht immer durch eine Darmspiegelung ergänzt werden.

Test auf verstecktes Blut im Stuhl (Okkultbluttest)

An drei aufeinander folgenden Tagen werden Stuhlproben untersucht und auf ein Stuhlbriefchen gegeben. Durch diesen sogenannten Okkultbluttest (Hämoccult-Test) werden Blutbeimengungen im Stuhl, die mit bloßem Auge nicht zu sehen sind, nachgewiesen. Mit dem regelmässigen Okkultbluttest können ca. 25-30% der Darmpolypen und frühen Darmkrebsstadien gefunden werden. Hat ein Okkultbluttest einmal ein positives Ergebnis gebracht, muss auf jeden Fall zur genauen Abklärung der Ursachen eine Darmspiegelung durchgeführt werden.

Darmspiegelung, Koloskopie

Eine Koloskopie, umgangssprachlich Darmspiegelung, dient der Untersuchung des Dickdarms und meist auch der letzten Zentimeter des Dünndarms.

Untersuchungsablauf

Ein Endoskop besteht aus einem dünnen, biegsamen Schlauch, in der sich eine Lichtquelle und ein optisches System mit einer Kamera befinden. Zusätzlich ist es mit einer Absaugvorrichtung ausgerüstet, um flüssige Stuhlreste und Spülflüssigkeit absaugen zu können. Ein Arbeitskanal ermöglicht das Einführen von kleinen Instrumenten (Zangen und Schlingen), mit denen kleine Gewebeproben bzw. Polypen entnommen werden können. Das verwendete Kaltlicht leuchtet die zu untersuchenden Regionen im Darm aus und verhindert Hitzeschäden am Gewebe. Die Kamera kann von außen 360° um ihre eigene Achse gedreht und bis zu 45° abgekippt werden. Das optische System leitet die aufgenommenen Bilder auf einen Bildschirm, wodurch dem Arzt die Möglichkeit einer sehr präzisen Untersuchung der betreffenden Darmabschnitte gegeben wird.

Zu Beginn der Untersuchung liegt der Patient auf dem Rücken. Während ggf. die Sedierung oder Narkose zu wirken beginnt, wird der Patient mit leicht angewinkelten Beinen in eine stabile linksseitige Lage gebracht. Das Instrument wird unter Sicht mit Begradigungs- oder Umlagerungsmanövern vorgeschoben, bis der Blinddarm (Caecum) bzw. der letzte Teil des Dünndarmes (terminales Ileum) erreicht sind. Beim Rückzug des Koloskops wird dann durch Gabe von Luft der Darm entfaltet und die gesamte Darmschleimhaut sorgfältig nach krankhaften Veränderungen abgesucht. Die Untersuchung dauert normalerweise zwischen 15 und 30 Minuten.

Die Vorsorgekoloskopie führt dazu, dass neben Polypen auch immer häufiger unmittelbare Vorstufen und frühe Formen des Darmkrebses diagnostiziert werden. Diese werden in unserem Darmzentrum durch sehr erfahrene Gastroenterologen auch endoskopisch behandelt. Während der Dickdarmspiegelung wird durch Einspritzen von Flüssigkeit in die Darmwandschicht unterhalb des Tumors dieser von den gesunden Schichten separiert und danach mit Schlingentechniken (Mukosaresektion) oder speziellen elektrischen Nadelmessern (Submukosadissektion) entfernt. Der abgetragene Tumor wird dann auf einer Korkplatte mit Nadeln aufgespannt und durch den Pathologen genau untersucht.

Indikationen der Koloskopie

Als Gründe (Indikation) für die Durchführung einer Koloskopie gelten:

  • Vorsorge-Koloskopie ab den 55. Lebensjahr

  • Vorsorge-Koloskopie bereits vor dem 20. Lebensjahr bei familiären Formen des Darmkrebses

  • Blut im Stuhl (Hämoccult-Test positiv)

  • Rektaler Abgang von Blut oder Teerstuhl (bei unauffälliger Magenspiegelung)

  • Tumorsuche bei unklarer Gewichtsabnahme oder Metastasen eines bisher unbekannten Tumor

  • Verdacht auf chronisch-entzündliche Darmerkrankungen

  • Unklare Stuhlgangsveränderungen wie Verstopfung (Obstipation) und/oder Durchfälle (Diarrhoe)

  • Schmerzen im Mittel- und Unterbauch

  • Kontrolluntersuchung nach Darmkrebstherapie und/oder Polypenentfernung

Vorbereitung zur Koloskopie

Die Untersuchung muss sorgfältig vorbereitet sein, denn nur wenn der Dickdarm von Nahrungs- und Stuhlresten befreit ist, ist eine exakte Beurteilung der Schleimhaut möglich.

Dafür wird am Vortag und zusätzlich wenige Stunden vor der Untersuchung eine nicht resorbierbare Flüssigkeit (Handelsname Klean-Prep®) als Getränk verabreicht. Der für einige Patienten unangenehme Geschmack der Vorbereitungslösung kann durch Kühlung und durch die Zugabe von klarem Apfelsaft verbessert werden.

Da trotz der großen Flüssigkeitsmengen dem Körper eher Wasser entzogen wird, sollten Sie darauf achten, ausreichend „normale“ Flüssigkeit wie Wasser oder Tee zu sich zu nehmen. Den genauen Ablauf der Darmvorbereitung wie Sie bei uns im Hause durchgeführt wird, können Sie der folgenden Übersicht entnehmen.

Sedierung und Überwachung

Die Koloskopie wird von einem erfahrenden Arzt aus dem Bereich der Gastroenterologie in der Abteilung für Interdisziplinäre Endoskopie durchgeführt.

Um die Untersuchung so angenehm wie möglich zu gestalten, bieten wir unseren Patienten die Durchführung einer Kurznarkose (Sedierung) mit Propofol evtl. in Kombination mit einem leichten Beruhigungsmittel (Midazolam) an. Das Vorschieben des Gerätes kann zum Zug an den Aufhängebändern des Dickdarms führen, wodurch Schmerzen im Bauchraum auftreten können. Diese Schmerzen sind jedoch mit den o. g. Medikamenten vollständig unterdrückbar, sodass der Patient von der gesamten Untersuchung nichts mitbekommt. Möchte der Patient zunächst wach bleiben und die Untersuchung am Monitor verfolgen, so besteht bei Beschwerden jederzeit die Möglichkeit, dann noch eine Sedierung oder Kurznarkose einzuleiten.

Während der Sedierung wird der Patient kontinuierlich über einen Monitor überwacht. Dabei wird ein Messfühler für die Sauerstoffsättigung und den Puls am Finger des Patienten angebracht und über eine Blutdruckmanschette am Oberarm der Blutdruck aufgezeichnet.

Im Anschluss an die Untersuchung werden die Patienten noch für mindestens 30 Minuten im Aufwachraum weiter überwacht.

Ambulanten Patienten ist im Anschluss an eine Sedierung die aktive Teilnahme am Straßenverkehr, insbesondere das Führen eines Kraftfahrzeugs, untersagt. Die Patienten sollten daher Angehörige oder Freunde bitten, sie nach der Untersuchung direkt aus der Abteilung abzuholen.