Angehörige oder Angehöriger sein kann bedeuten, viele verschiedene Rollen inne zu haben bzw. anzunehmen. Und diese Rollen können sich verändern, wenn sich die Situation, die Bedürfnisse Ihrer Lieben oder Ihre Bedürfnisse im Laufe der Zeit ändern.
Als Angehörige oder Angehöriger haben Sie möglicherweise bemerkt, dass Ihr geliebter Mensch eine Vielzahl von Emotionen durchläuft. Während dies für Sie beide schwierig sein kann, kann Ihre Bereitschaft, zuzuhören und Unterstützung anzubieten, einen großen Unterschied machen.
Sie können verschiedene Arten von Unterstützung anbieten:
1. Emotional
Versuchen Sie, da zu sein, bei Problemen und Herausforderungen zuzuhören und Unterstützung anzubieten. Dies hilft vor allem auch bei den Entscheidungsfindungen, welche im Verlauf einer Krebserkrankung immer wieder anstehen.
Anteilnahme und Zuwendung helfen Betroffenen, die Krankheit besser zu bewältigen. Und dabei kommt es nicht unbedingt darauf an, die richtigen Worte zu finden. Es ist manchmal gar nicht so wichtig, was Sie sagen, sondern dass Sie da sind und der oder dem Erkrankten zeigen, dass sie oder er wichtig für Sie ist. Trotz der oft für alle sehr belastenden Zeit kann dies dazu führen, dass die gemeinsame Bewältigung der Situation Ihre Beziehung stärkt und Sie sich tiefer verbunden fühlen.
2. Praktisch
Sich um kleine Alltagsaufgaben zu kümmern, kann der oder dem Erkrankten in großem Maße helfen. Bestimmte Aufgaben eignen sich gut, um sie mit anderen zu teilen, die helfen möchten. Es kann auch für Sie als Angehörige oder Angehöriger sinnvoll sein, Ihre eigenen Aufgaben und Pflichten ggf. mit anderen zu teilen, die Ihnen beistehen möchten!
Tipps für eine emotionale Unterstützung
Zuhören
Manchmal braucht Ihr geliebter Mensch nur jemanden, der zuhört und hört, was sie oder er durchmacht.
Kommunizieren Sie bewusst
Denken Sie daran, dass Menschen auf unterschiedliche Weise kommunizieren. Respektieren Sie das Bedürfnis Ihrer Lieben, zu teilen oder still zu bleiben. Möglicherweise möchten die Erkrankten auch mit einer anderen Person über einige der Herausforderungen sprechen, denen sie möglicherweise gegenüberstehen.
Fragen Sie nach, wie Sie Ihren geliebten Menschen unterstützen können
Jede und jeder braucht verschiedene Arten von Unterstützung und emotionaler Begleitung. Diese verändern sich ständig. Fragen Sie, was Sie für Ihre Liebsten tun können. Diese können ganz einzigartige Ideen und Bedürfnisse haben. Ebenso kann es helfen, verschiedene Vorschläge zu machen, aus denen die Erkrankten wählen können, was ihr oder ihm in diesem Moment guttun könnte.
Treffen Sie gemeinsam Entscheidungen
Wenn Entscheidungen getroffen werden müssen, bleiben Sie engagiert, während Sie gemeinsam Optionen erkunden. Und wenn es darum geht, den nächsten Schritt zu tun, denken Sie daran, sich gegenseitig zu unterstützen.
Seien Sie großzügig mit Gesten
Wenn Worte versagen, kann eine herzliche Geste den Unterschied ausmachen. Eine Umarmung und eine Schulter zum Anlehnen zu geben, kann manchmal beruhigender sein als alles, was Sie sagen. Auch zusammen zu Schweigen, zu „Sein“, kann eine Möglichkeit sein.
Tipps für die praktische Unterstützung
Wenn Sie sich auf Dinge konzentrieren, die außerhalb Ihrer Kontrolle liegen, fühlen Sie sich möglicherweise schnell hilflos. Versuchen Sie stattdessen, sich auf die spezifischen Dinge zu konzentrieren, die Sie tun können, um Ihrem geliebten Menschen zu helfen.
Hilfe bei täglichen Aufgaben
Es gibt viele kleine Aufgaben, die Sie übernehmen können, um Ihren Lieben zu helfen. Hier sind einige Möglichkeiten, wie Sie helfen können:
Übernehmen Sie den Einkauf von Lebensmitteln, Haushaltswaren, etc …
Unterstützen Sie bei der Hausarbeit oder delegieren Sie diese an Dritte.
Organisieren Sie Papierkram wie Rechnungen und Versicherungsformulare.
Wie Sie die Erkrankten während der Behandlung unterstützen können
1. Arbeiten Sie mit dem Behandlungsteam zusammen
Sie können eine wertvolle Rolle dabei spielen, Ihre Angehörige oder ihren Angehörigen mit ihrem oder seinem Behandlungsteam zu verbinden:
Informieren Sie sich über die Erkrankung und die Behandlung. Dann können Sie der Patientin oder dem Patienten helfen, die Diagnose und die Therapieoptionen zu verstehen, um dann gemeinsam Therapieentscheidungen zu treffen.
Begleiten Sie Ihre Angehörige oder Ihren Angehörigen zu Arztterminen – machen Sie sich in den Arztgesprächen Notizen, damit Sie es anschließend besprechen können.
Die Krebserkrankung und -behandlung ist ein sehr komplexes Geschehen und Informationen in einer psychischen Ausnahmesituation einigermaßen zu verstehen, ist sehr herausfordernd. Daher gilt: Je mehr Ohren zuhören, umso mehr Informationen bleiben hängen. Fassen Sie am Ende des Arztgespräches noch einmal zusammen, was Sie verstanden haben. Dadurch erfährt Ihre behandelnde Ärztin oder Arzt, welche Informationen Sie noch benötigen. Schreiben Sie Fragen auf, die Ihnen im Anschluss an das Arztgespräch einfallen und stellen Sie diese im nächsten Termin.Ermutigen Sie auch die Erkrankte oder den Erkrankten, Fragen zu stellen und bei Arztterminen eine aktive Rolle zu übernehmen. Wenn Sie selbst auch Fragen in Arztgesprächen stellen möchten, sprechen Sie zuvor darüber. Vielleicht möchte die Patientin oder der Patient das, was Sie gerne fragen wollen, gerade überhaupt nicht wissen. Da Angehörige oft andere Fragen haben, als die Erkrankten selbst, kann das überfordernd für die Erkrankten sein. Wenn die Patientin oder der Patient damit einverstanden ist, können Sie dann auch ggf. in einem extra Termin alleine mit der Ärztin oder dem Arzt sprechen und Ihre Fragen stellen.
2. Helfen Sie Ihrer Angehörigen oder Ihrem Angehörigen, sich vorzubereiten
Machen Sie sich mit möglichen Nebenwirkungen der Therapien und Medikamente vertraut – dann können Sie Beschwerden besser einordnen. Nebenwirkungen können wichtige Signale sein, die das Behandlungsteam darüber informiert, was im Körper der Patientin oder des Patienten passiert. Und klären Sie mit der Erkrankten oder dem Erkrankten, welche Aspekte Sie mit dem Behandlungsteam besprechen wollen.
3. Helfen Sie der Patientin oder dem Patienten bei der richtigen Einnahme von Medikamenten
Sie können die Patientin oder den Patienten erinnern, Medikamente einzunehmen:
Sagen Sie Ihren Liebsten, wann es Zeit ist, Medikamente einzunehmen: Persönlich, telefonisch oder per SMS oder E-Mail-Erinnerung
Fügen Sie Erinnerungen zu ihrem Online-Kalender oder Mobilgerät hinzu
Platzieren Sie z.B. Haftnotizen an einem gut sichtbaren Ort in Ihrem Haus oder Ihrer Wohnung
4. Notrufnummern aufschreiben
Notieren Sie sich die Telefonnummern von:
der behandelnden Ärztin oder des Arztes, der zuständigen Station oder Ambulanz und gegebenenfalls des Pflegedienstes Ihres Angehörigen oder Ihrer Angehörigen.
Die Cancer Hotline des Universitären Cancer Centers Schleswig-Holstein (UCCSH):
Campus Kiel: 0431 500-18555
Campus Lübeck: 0451 500-18555
Ergänzen Sie die Liste mit den folgenden Nummern und bewahren Sie das Blatt an einem gut erreichbaren Ort auf:
112 – ärztlicher Notruf/Rettungsdienst: Diese Notrufnummer erreichen Sie ohne Vorwahl, aus jedem Netz, in ganz Europa. Das Telefon ist rund um die Uhr besetzt.
116 117 – ärztlicher Bereitschaftsdienst: Unter dieser Nummer erfahren Sie außerhalb der regulären Sprechzeiten, welche Praxis in Ihrer Nähe Bereitschaftsdienst hat.
0800 111 0 111 oder 0800 111 0 222 – Telefonseelsorge: Tag und Nacht, auch an Wochenenden und Feiertagen, sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Telefonseelsorge bundesweit erreichbar. Das Angebot gilt für alle, die anonym einen Rat brauchen – ganz gleich, ob evangelisch, katholisch, Angehörige einer anderen Glaubensgemeinschaft oder ohne Kirchenzugehörigkeit.
Die Bahnhofsmission gibt es in mehr als 100 Städten. Sie erreichen dort jederzeit Menschen, die Ihnen zur Seite stehen – auch wenn Sie nicht auf Reisen sind, ist immer jemand für Sie da. Zu erkennen sind die Helfer an ihren blauen Westen.
Krisendienste:
0800 111 0 333: bundesweite Beratungen für Kinder und Jugendliche
0800 111 0 550: bundesweite Beratungen für Eltern